Studium mit Legasthenie - geht das?
Wichtig sind die richtigen Strategien
Nicht wenige Legastheniker*innen schaffen die Zulassung zur Universität oder Fachhochschule. Bundesweit studieren laut einer Umfrage des Deutschen Studierendenwerks 1% aller Studierenden mit einer Legasthenie, inoffiziell ist sogar von 2% auszugehen. Legasthenie ist eine Behinderung, bei der beim Aufnehmen und /oder Abfassen von Texten Fehler auftreten.
Diese haben jedoch keinerlei Zusammenhang mit der intellektuellen Leistungsfähigkeit der betroffenen Studierenden. Legastheniker*innen haben i. d R. einen "normalen" oder gar überdurchschnittlichen IQ und können zusätzlich oft besondere Stärken aufweisen: Gute Fähigkeiten, Probleme zu lösen, Ideen zu entwickeln und zu argumentieren oder eine besondere künstlerische Neigung. Diese Organisations- und Kompensationskompetenzen sind auch bei anderen Behinderungsformen bekannt, wenn die Betroffenen sich offensiv und konstruktiv mit ihrer Behinderung auseinandersetzen (können).
Nachteilsausgleiche
Trotzdem ist Legasthenie bei Studierenden und Lehrenden immer noch ein Tabuthema. Dabei stehen den Betroffenen individuelle Nachteilsausgleiche zu. Beispielsweise kann eine Zeitverlängerung bei schriftlichen Klausuren oder Diplom-, Examens- und Seminararbeiten gegeben werden. Bei schriftlichen Prüfungen kann die Benutzung eines Computers mit Rechtschreibprüfung oder die Umwandlung in eine mündliche Prüfung ebenfalls als Nachteilsausgleich dienen. Außerdem kann ein sog. Notenschutz beantragt werden, also dass es keine Abzüge durch Rechtschreibfehler als Nachteilsausgleich gibt. Die Prüfer*innen werten die Arbeiten dann wie bei bei jemandem, der Deutsch als Zweitsprache spricht.
Die Nachteilsausgleiche sollten rechtzeitig beim Prüfungsamt beantragt werden, wobei als Nachweis ein Gutachten beizubringen ist.
Hinweis: Die psychologische Diagnostik einer Legasthenie bei Studierenden kann unter Umständen auch im Psychologischen Beratungs-Service von Universität und Studentenwerk Oldenburg durchgeführt werden, entsprechende Anfragen bitte an Christina Hocke (christina.hocke(at)uni-oldenburg.de).
Hilfsmittel
Hilfreich kann auch die Verwendung von aufgelesener Literatur, die Sprachausgabe am PC oder die Umwandlung von Schriftstücken in Audiodateien sein. Hierzu steht in der Bibliothek der Universität Oldenburg ein spezieller PC-Arbeitsplatz zur Verfügung.
Das Deutsche Studierendenwerk hat auf seiner Homepage Infos zur technischen und personellen Unterstützung bei Legasthenie.
Auch der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e. V. hat einige Infos zum Studium auf seiner Homepage.
Beratung und Vernetzung
Zur Sensibilisierung hat das Studierendenwerk Oldenburg auch eine Plakatreihe zum Studium mit nicht-sichtbaren Beeinträchtigungen herausgegeben, darunter auch eines zum Studium mit Legasthenie.
Die Beraterin für behinderte und chronisch kranke Studierende im Studierendenwerk Oldenburg kann das Studium mit fachkundigen Hinweisen begleiten. Bei der Beraterin ist auch eine Adressenliste erhältlich mit speziellen Diagnose- und Beratungsstellen für Legastheniker*innen in Oldenburg.
Die Beraterin fördert auch den Austausch von Studierenden mit Legasthenie und bietet an, sie untereinander zu vernetzen, da es immer noch viele "Einzelkämpfer" gibt.
Bundesweit gibt es auch die Interessensvertretung Junge Aktive im BVL.
Empfehlenswert ist der Blick auf eine vorhandene weltweite Homepage zum Thema Legasthenie.